Werk-
Einführungen
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Der Namensgeber:
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Einführungen in die aufgeführten Werke (alphabetisch nach Komponisten):
Seite im Aufbau
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B
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Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) - Flötenkonzert d-moll
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Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788) Bei seinem Flötenkonzert d-moll (Manuskript in der Bibliothek der Prinzessin Anna Amalia) handelt es sich wahrscheinlich um eine eigene Transkription eines seiner Cembalokonzerte, angefertigt für den begeistert Flöte spielenden König. Das Stück ist überwiegend dramatisch angelegt. Der erste Satz beginnt mit geradezu sinfonischer Verve, unablässig nach vorn drängend; in ausgedehnten Solo-Abschnitten dominiert virtuoses Spiel der Flöte, aufgelockert durch ausdrucksvoll empfindsame Stellen. Das folgende Andante mit seiner ruhig fließenden, gleichsam erzählenden Melodielinie bildet ein Beispiel für das in dieser Zeit gängige Ideal der Musik als "Klangrede", die den Zuhörer "anrühren" solle. Typisch für C.P.E.Bach sind hier überraschende rezitativartige Stellen. Der dritte Satz schließlich reißt den Hörer durch sein atemberaubendes Tempo, seine explosive Dramatik, den opernhaften Ausdruck rasender Wut und ein Feuerwerk an Virtuosität mit; hier zeigt sich C.P.E.Bach endgültig als ein Komponist des "Sturm und Drang", der sich vom rokokohaft verspielten "galanten Stil" seiner Zeit gelöst hat.
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Johann Sebastian Bach (1685-1750)
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Johann Sebastian Bach (1685-1750) - Konzert für Oboe d'amore in A-Dur BWV 1055a
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Johann Sebastian Bach (1685-1750) hat viele Klavierkonzerte hinterlassen, die eigentlich Bearbeitungen teils erhaltener, teils verschollener Violin- und Oboenkonzerte sind. Auch das heute erklingende Konzert für Oboe d'amore ist so in dieser Fassung nicht überliefert; es handelt sich um die Rekonstruktion eines Konzertes, das sich lediglich als Bearbeitung für Cembalo erhalten hat.
Der spezifische Klang der Oboe d`amore, die dunkler timbriert und von volle-rem Klang ist als die gewöhnliche Oboe, wird im Larghetto besonders deutlich; die fis-Moll Tonart und die klagenden Vorhalte geben dem Satz den Ausdruck eines groß angelegten Lamentos (Klagegesanges) - in einer Besetzung mit Cembalo als Soloinstrument würde viel von der großen melodischen Wirkung verlorengehen. Die Ecksätze sind von sprühender und funkelnder Leichtgkeit.
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Johann Sebastian Bach (1685-1750) -
Konzert für drei Violinen und Orchester D-Dur BWV 1063
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Im Bach-Jahr 2000 möchten wir unser Konzert mit einem Werk von Johann Sebastian Bach (1685-1750) beginnen. Zu Bachs Zeiten zählte die Bearbeitung fremder oder eigener Werke zu den Selbstverständlichkeiten des kompositorischen Handwerks.Besonders als Thomaskantor und Kirchenmusikdirektor in Leipzig konnte Bach dem ständig steigenden Bedarf nach immer neuen Werken oft nur entsprechen, indem er auf bereits fertige Kompositionen zurückgriff. Dabei passte er jeweils eine im Kern beibehaltene kompositorische Substanz an eine bestimmte aktuelle Musiziersituation an, arbeitete also z.B. ein Violin- in ein Cembalokonzert um. Deshalb sind viele der Konzerte Bachs in mehreren Fassungen überliefert, wobei die Urfassungen häufig verschollen sind und nur mit Hilfe musikwissenschaftlicher Methoden nach den Zweitfassungen rekonstruiert werden können. Bei dem Konzert für drei Violinen und Orchester D-Dur handelt es sich um eine solche, 1956 von R. Baumgartner nach dem ca. 1730 entstandenen Konzert für drei Cembali C-Dur BWV 1064 erstellte Rekonstruktion.
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Johann Sebastian Bach (1685-1750) -
Orchestersuite Nr. 3 D-Dur: Gavotte I/II - Air - Gavotte I BWV 1068
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In Bachs D- Dur- Suite hört man in drei schwungvollen Tanzsätzen königliche und prächtige Trompeten- und Paukenklänge, Instrumente, die dem Herrscher vorbalten waren und auf Bachs glücklichste Lebensjahre in Köthe weisen, wo er sich mit dem dortigen Fürsten Leopold lebenslang anfreundete und viel Freiheit genoss.
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Samuel Barber (1910-1981)
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Samuel Barber (1910-1981) - Adagio for Strings
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Samuel Barber (1910-1981), einer der bekanntesten amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, bearbeitete den zweiten Satz seines 1936 entstandenen Streichquartetts später für Streichorchester. Dieses "Adagio for Strings" wurde später sein berühmtestes Stück. Aus langgehaltenen zarten, mystisch klingenden Akkorden, die die Harmonik gleichzeitig vorantreiben und festbannen, erhebt sich allmählich eine Melodie in der Violine (weitergesponnen von Bratsche und Cello), die sich zu einem schimmernden Höhepunkt in höchster Lage emporschwingt, um dann in einer Art Choral tröstlich zu verklingen. Durch die Kirchentonarten entsteht der Eindruck einer schwebenden, gleichsam die Zeit anhaltenden musikalischen Litanei voll tiefer Trauer in grenzenloser Weite des Raumes.
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Ludwig van Beethoven (1770–1827)
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Ludwig van Beethoven - Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur, op. 19
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Im Entstehungsjahr des Klavierkonzertes Nr. 2 in B-Dur 1802 hatte Ludwig van Beethoven seine Karriere als reisender Klaviervirtuose bereits hinter sich. "Wäre mein Gehör nicht so krank, ich wäre nun schon längst die halbe Welt durchgereiset. Für mich gibt es kein größeres Vergnügen als meine Kunst zu treiben und zu zeigen", so schrieb er traurig an einen Freund. Früher hatte Beethoven viel häufiger konzertiert.
Das B-Dur-Klavierkonzert lag schon 1790 in einer ersten Version vor und wurde später noch zweimal überarbeitet, wobei allerdings die Klavierstimme nur bruchstückhaft angedeutet war. Erst im Jahre 1801 notierte Beethoven dann den Klavierpart vollständig und schrieb den zweiten Satz neu.
Besonders in den ersten beiden Sätzen erinnert die häufige Verwendung von Chromatik an Mozart. Trotz des rhythmisch energischen Einleitungsmotivs gewinnt im ersten Satz ein lyrischer Zug die Oberhand. Erst Jahre später schrieb Beethoven die kompositorisch bemerkenswerte Kadenz, während er sie in früheren Aufführungen - wie damals allgemein üblich - frei improvisiert hatte. Das groß angelegte Adagio ist gekennzeichnet durch einen innerlich vergeistigten, fast meditativen Charakter und klingt in einem ergreifenden rezitativischem Abgesang aus, in dem das Klavier, am Ende nur noch einstimmig, gleichsam allmählich verstummt. Den dritten Satz durchzieht ein Rondothema, das vorwitzig und koboldhaft immer das zweite Achtel im Takt betont.
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Ludwig van Beethoven - 2. Klavierkonzert B-Dur, op.19
Allegro con brio, (Kadenz von L.v. Beethoven) , Adagio, Rondo-Finale
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Im Entstehungsjahr des 2. Klavierkonzertes in B-Dur 1802, lag Beethovens Karriere als reisender Klaviervirtuose bereits hinter ihm. "Wäre mein Gehör nicht, ich wäre nun schon längst die halbe Welt durchgereiset. Für mich gibt es kein größeres Vergnügen als meine Kunst zu treiben und zu zeigen", so schrieb er traurig an seinen Freund Wegler.
Beethoven hat viel häufiger konzertiert als durch Belege nachweisbar ist. Das B-Dur-Klavierkonzert lag schon 1790 in einer ersten Version vor und wurde dann noch zweimal überarbeitet. Dabei war die Klavierstimme nur bruchstückhaft angedeutet. Im Jahre 1801 schrieb er dann erst den ganzen Klavierpart dazu und tauschte ganze Sätze aus. Besonders in den ersten beiden Sätzen erinnert die häufige Verwendung von Chromatik an Mozart. Trotz des energisch-rhythmischen Einleitungsmotivs des ersten Satzes gewinnt ein lyrischer Zug die Oberhand. Das groß angelegte Adagio klingt in einem ergreifenden rezitativischem Abgesang des Klaviers aus, in dem das Klavier, nur noch einstimmig, sozusagen verstummt. Der dritte Satz wird von einem Rondothema angeführt, das vorwitzig immer den 2. Taktteil betont und koboldhaft den Schlußsatz durchzieht.
Für das ETA.Hoffmann-Kammerorchester liegt die Beschäftigung mit Beethoven besonders nahe, denn Hoffmann war ein glühender Verehrer und auch Wegbereiter Beethovens in Berlin. Dieses dankte ihm Beethoven ausdrücklich in einem persönlichem Brief. Mit seiner Besprechung von Beethovens 5. Sinfonie und seinen Musikbetrachtungen für die Leipziger "Allgemeine musikalische Zeitung" ist Hoffmann der Schöpfer der modernen Musikkritik geworden.
Als Altersgenosse Beethovens ist für Hoffmann die Musik "die romantischste aller Künste", sie weckt " ein süßes, weh-mütiges Verlangen", die "Ahnung des Unendlichen, eine unaussprechliche Sehnsucht, die das Wesen der Romantik ist" (Besprechung von Beethovens 5. Sinfonie).
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William Boyce (1710-1779)
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William Boyce (1710-1779) - Sinfonie Nr.5 D-Dur
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Unser heutiges Konzert beginnt mit einem festlichen Eröffnungsstück „mit Pauken und Trompeten“ (und Oboen): der Sinfonie Nr.5 D-Dur von William Boyce (1710-1779). Boyce galt in der Mitte des 18. Jahrhunderts neben G.F.Händel, der damals das britische Musikleben beherrschte, als der berühmteste Musiker wirklich englischer Herkunft. In London geboren, verbrachte er dort fast sein ganzes Leben; er war als Organist an verschiedenen Kirchen tätig, bis er schließlich Organist und Komponist der King's Chapel wurde. Wie Beethoven litt auch Boyce gegen Ende seines Lebens an zunehmender Taubheit.
Infolge des sich schnell entwickelnden Musiklebens wuchs die Nachfrage nach Orchesterstücken (Sinfonien, Ouvertüren etc.), die sowohl in öffentlichen Konzerten als auch als Zwischenspiele bei Theater-, Opern- und Oratorienaufführungen verwendet werden konnten.
Boyce`s Sinfonie Nr.5 ist wie eine traditionelle französische Ouvertüre gestaltet: Auf einen festlichen, pompösen Einleitungsteil folgt zuerst ein schnelleres Fugato, dann zwei kürzere graziöse Tanzsätze (Gavotte und Menuett).
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Johannes Brahms (1833-1897)
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Johannes Brahms (1833-1897) - Streichsextett B-Dur op. 18
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Johannes Brahms (1833-1897) wuchs als Sohn eines Musikers in Hamburg auf; nach frühen Konzertauftritten als Pianist lernte er als 18-jähriger in Düsseldorf Robert und Clara Schumann kennen; ab 1862 verlagerte sich sein Lebensmittelpunkt bei weiterhin vielfältiger europaweiter Reisetätigkeit als Pianist, Dirigent und Komponist allmählich nach Wien. Das Streichsextett B-Dur op. 18 entstand 1860.
Das Allegro hebt an mit einer breit dahinfließenden herrlichen Cello-Kantilene. Der noble sonore Klangeindruck wird durch die doppelt geteilten Bratschen und Celli erreicht. Anschließend beschwört ein wie von ferne erklingendes Walzermotiv in lichtem D-Dur die Traumwelt romantischer Sehnsucht nach einem Glück, das vorbei zu sein scheint. Es leitet über zu einem geradezu euphorisch aufbrechenden zweiten Thema - wiederum von den Celli eingeführt. Seinen Schwung bezieht es aus den mitreißenden Sext-Intervallen, die sich in immer himmlischere Höhen hinaufschwingen und dort in einer Art "Himmels-Wiegenlied" verbleiben..
Die Herrlichkeiten dieses Stückes kann man gar nicht alle in Worte fassen und darum lässt man sich gerne von E.T.A. Hoffmanns Satz leiten: "Da, wo die Sprache aufhört, beginnt die Musik...".
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Benjamin Britten (1913-1976)
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Benjamin Britten (1913-1976) - "Simple Symphony" op.4 für Streichorchester
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Benjamin Britten war ein Wunderkind fast wie Mozart: Große Teile sener "Simple Symphony" op.4 für Streichorchester komponierte er im Alter zwischen 10 und 12 Jahren, noch bevor er regulären Kompositionsunterricht bekam; 1934, mit 21 Jahren, gab er dem Stück dann die endgültige Form, denn er war der Ansicht, die Einfälle seiner früheren Arbeiten seien zu gut, um ungenutzt liegen zu bleiben. Auf die übermütige („boisterous“) Bourree zu Beginn folgt als zweiter Satz ein „Playful Pizzicato“; hier können alle Musiker ihren Bogen einmal beiseitelegen - aus dem Streichorchester wird ein virtuoses Zupforchester. Der dritte Satz "Sentimental Sarabande" klingt wie eine Verbeugung vor Gustav Mahler: Melancholie und morbide Walzersehnsucht geben dem Satz einen unerhörten Farbenreichtum, auch wenn formal der barocke Tanz der Sarabande paraphrasiert wird. Ein "Frolicsome Finale" bildet den rhythmisch-prägnanten und zündenden Abschluss des Stückes. (M.Wildenhof)
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Max Bruch (1838-1920)
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Max Bruch (1838-1920) - Klavierquintett g-Moll
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Max Bruch (1838-1920) ist als Berliner Komponist zu Unrecht noch weitgehend unentdeckt geblieben. Er lebte als Professor für Komposition in Berlin-Friedenau. Bekannt wurde vor allem sein Violinkonzert. Begraben liegt er auf dem alten Matthäi-Friedhof in Schöneberg neben den Gebrüdern Grimm.
Heute hören Sie eine wirkliche Rarität von ihm: Sein Klavierquintett g-Moll hatte er auf Bitten für Freunde in Liverpool 1886 komponiert. Die Kammermusikfreunde mussten vier Jahre immer wieder betteln und mahnen, bis er auch endlich den noch fehlenden 4. Satz komponierte und nach England schickte. Das Werk lag dann bis 1988 unentdeckt als Autograph in der Berliner Staatsbibliothek und ist bis heute leider fast nie zu hören!
Der blühend-romantische Klangcharakter des Werkes eignet sich besonders für eine Fassung mit Streichorchester. Es fasziniert durch Originalität: der kirchenchorartige Beginn, das dahinhuschende Scherzo auf Mendelssohns Spuren, das schwelgerische Adagio und ein zupackendes Finale, wie aus einer Brahms-Sinfonie. (Dinah Backhaus)
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Max Bruch (1838-1920) - Serenade nach schwedischen Volksmelodien
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Max Bruch (1838-1920) war nach Musikstudium und Dirigiertätigkeit in verschiedenen deutschen Städten ab 1891 Kompositionslehrer an der Berliner Musikhochschule; er wohnte während dieser Zeit in Friedenau, wo er auch starb. Bekannt wurde er vor allem durch sein Violinkonzert. Die Serenade nach schwedischen Volksmelodien, ursprünglich für großes Orchester, arbeitete er 1916 für Streichorchester um. Das Stück ist durch volkstümliche, sangliche Melodik, farbige spätromantische Harmonik und Klangschönheit geprägt. Die beiden langsamen, elegischen Sätze zu Beginn verarbeiten Melodien schwedischer Volks- und Liebeslieder; der letzte Satz basiert auf dem Königsmarsch Karls XII. von Schweden.
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Evaristo F. dall'Abaco - Oboenkonzert C-Dur op. 5 Nr. 5
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Evaristo F. dall'Abaco wurde 1675 in Verona geboren. Nach einer ersten Anstellung in Modena ging er 1704 als Violoncellist und Kammermusiker an den Hof des bayerischen Kurfürsten Maximilian II. Emanuel nach München, wo es eine hervorragende Hofkapelle gab. Hier blieb er bis zu seinem Tod im Jahre 1742 angestellt. Infolge des Spanischen Erbfolgekrieges musste der Kurfürst mitsamt seiner Hofkapelle zuerst nach Brüssel, schließlich nach Paris fliehen, wo Dall'Abaco den französischen Stil kennenlernte, der auch in seinem 1715 entstandenen Oboenkonzert C-Dur op. 5 Nr. 5 eine wichtige Rolle spielt. Das viersätzige Werk beginnt mit einem gigueartigen Allegro, in das in der Mitte ein Grave-Abschnitt eingefügt ist. Der zweite Satz ist gleichsam eine instrumentale Klagearie der Solo-Oboe mit herrlich schwebendem Charakter. Die beiden letzten Sätze könnten aus einer französischen Suite stammen: ein rasend wirbelndes Passepied der Streicher und ein zärtlich menuettartiges Rondeau.
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Claude Debussy - „Danses“ für Harfe und Streichorchester
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Claude Debussy schrieb seine „Danses“ für Harfe und Streichorchester („Danse sacree et profane“) 1904, ein Jahr vor „La Mer“, als Auftragswerk der Instrumentenbaufirma Pleyel in Paris. Den Reiz des Stücks machen die kammermusikalische Streicherbesetzung mit ihren typisch impressionistischen pentatonischen Klängen und archaisierenden Akkordfolgen, die vielfältigen Rhythmen und das bewegliche Figurenwerk der Harfe aus. Die beiden Sätze mit den symbolischen Titeln „religiöser Tanz“ und „weltlicher Tanz“ gehen direkt ineinander über.
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Francesco Durante (1684 – 1755)
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Francesco Durante (1684 – 1755) wurde bei Neapel geboren und gehört zusammen mit Alessandro Scarlatti zu einer Gruppe neapolitanischer Komponisten, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine wichtige Rolle gespielt haben. Er komponierte vor allem kirchenmusikalische Werke und war lange Zeit Direktor eines der wichtigsten Konservatorien Neapels. Einer seiner berühmtesten Schüler war G. B. Pergolesi.
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Francesco Durante (1684 – 1755) - „Magnificat“
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Als „Magnificat“ bezeichnet man den im Lukas-Evangelium überlieferten Lobgesang auf Gott, den Maria beim Besuch ihrer Cousine Elisabeth singt, nachdem ihr der Erzengel Gabriel die bevorstehende Geburt von Jesus als Gottes Sohn verkündet hatte. Sie preist hier Gott als den, der allen Armen und Machtlosen Hilfe gibt, dagegen aber Reiche, Mächtige und Hochmütige vom Thron stürzt. Dieser Text gilt als einer der bedeutendsten kirchlichen Gesänge. Es wurde zu allen Zeiten immer wieder vertont, z. B. auch von J. S. Bach.
Durantes „Magnificat“ ist unterteilt in sechs voneinander getrennte Sätze, innerhalb derer man aber häufig wiederum verschiedene Abschnitte (Fugen, Solo-Chorstellen, Arien) unterscheiden kann. Das Stück ist mit seiner lyrischen Innigkeit und seinen dramatisch und plastischen Momenten eine wertvolle und lohnende Wiederentdeckung.
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E
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Elgar, Edgar (1857–1934)
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Elgar, Edgar (1857–1934) Serenade für Streicher e-Moll
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Elgar, Edgar (1857–1934) Serenade für Streicher e-Moll
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Elgar, Edgar (1857–1934) Pomp and Circumstance
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Ferenc Farkas (1905 -2000) - Piccola musica di concerto
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Der Ungar Ferenc Farkas (1905 -2000) studierte an der Budapester Musikhochschule und unterrichtete später als Kompositionslehrer an verschiedenen ungarischen Hochschulen und Konservatorien, zuletzt in Budapest. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt wie bei seinem berühmteren Landsmann Bela Bartok auf folkloristisch fundierter Musik. Folkloristische Elemente verleihen auch seiner "Piccola musica di concerto" für Streichorchester von 1961 eine eindeutige, leicht verständliche Charakteristik; die Satzfolge gleicht in Tempoverhältnissen und formaler Anlage der traditionellen viersätzigen Sinfonie. Der erste Satz beginnt heiter und humorvoll und ist formal konventionell angelegt. Im kurzen zweiten Satz entwickelt sich über einem Bass-Ostinato eine flächig angelegte Melodie, es folgt ein rhythmisch abwechslungs-reiches Scherzo. Ungewohnt für uns ist im schnellen Finale der weitgehend beibehaltene, nur mehrfach zum 7/8-Takt wechselnde ungerade 5/8-Takt.
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Friedrich II. der Große (1712-1786)
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Friedrich II. der Große (1712-1786): aus der Sinfonie Nr.3 D-Dur - Allegro assai
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Friedrich II. der Große (1712-1786) war nicht nur einer der bedeutendsten Herrscher im Preußen des 18. Jahrhunderts, sondern auch geistig sehr vielseitig interessiert: er verfasste philosophische, historische, politischer und militärtechnische Schriften und kommunizierte mit bedeutenden Persönlichkeiten seiner Zeit (z.B. mit dem französischen Philosophen Voltaire).
Sein besonderer Schwerpunkt war die Musik: Er holte nicht nur berühmte Musiker wie J.J.Quantz und C.P.E.Bach an seinen Hof, sondern komponierte sogar viele eigene Werke und musizierte selbst bei Hofkonzerten auf der Traversflöte- wie auf dem berühmten Gemälde von A.v.Menzel.
Unser heutiges Konzert beginnt mit einem Ständchen zu Friedrichs diesjährigem 300. Geburtstag mit seiner Sinfonie Nr. 3 D-Dur. Das frisch zupackende und schwungvolle Stück entstand 1745 in seinen ersten Jahren als König. Typisch für die Übergangszeit vom Spätbarock zur Frühklassik vereinigt es zugleich musikalische Elemente des eher wilden „Sturm und Drangs“ und des „empfindsamen Stils“.
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Alexander Glasunow - Les Chanteurs de Noel
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Das erste Stück der Sammlung „Jour de Fête“ (1888) heißt „Les Chanteurs de Noel“ von A. Glasunow. Es werden die Streicher wie russisch-orthodoxe Kirchenchöre in Weihnachtsgesängen eingesetzt. Eine Stimme (Celli, später Bratschen) beginnt mit einer Gesangsmelodie, die anderen „Chorsänger“ fallen allmählich ein. Es erklingen ausgedehnte homophone Choräle, die ihren besonderen Reiz in modaler und archaisch anmutender Harmonik und freier Metrik haben: diese Musik lässt sich kaum in ein Taktschema pressen. Später entwickeln sich fugato-, tanz- und wiegenliedartige Abschnitte, die eine Liebe zum ländlichen Russland verraten.
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Willibald Gluck (1714-1787)
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Willibald Gluck - aus der Oper „Orpheus und Eurydice“
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Die Oper „Orpheus und Eurydike“ von Christoph Willibald Gluck (1714-1787) war das wichtigste Beispiel der Opernreform in der Mitte des 18. Jahrhunderts. In der Wiener Fassung wurde sie im Jahre 1762 uraufgeführt, als Pariser Fassung 1774. Hier wird das Geschehen um den antiken Sänger Orpheus in packenden dramatischen Linien dargestellt. Die gegensätzlichen Bereiche der Unterwelt, einerseits die Heiterkeit des Elysiums, der Gefilde der Seligen, in denen Orpheus auf der Suche nach Eurydike umherirrt, und andererseits die tobenden Furien in der Hölle zeigen die Pole extremen Ausdrucks des Komponisten. Im Elysium herrscht harmonische Klarheit der Melodie vor, im Furientanz gibt es wild rasende Sechzehntelfiguren mit heftigen Akzenten, die dem Hörer zu Leibe rücken und ihn bedrängen. Dieser oft dämonische und wilde Ausdruck faszinierte E.T.A. Hoffmann, der seine mit 31 Jahren erste veröffentlichte Erzählung „Ritter Gluck“ als eine Art Verbeugung vor dem verehrten Komponisten gestaltet.
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Henryk Mikolaj Gorecki (geb.1933)
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Henryk Mikolaj Gorecki (geb.1933) - „Drei Stücke im alten Stil“ (1963)
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Henryk Mikolaj Gorecki (geb.1933) gehört neben Penderecki zu den berühmtesten polnischen Komponisten nach dem 2. Weltkrieg. Kompositorisch suchte er einen eigenständigen Weg: zunächst setzte er sich mit der Avantgarde um 1960 auseinander, also mit Elektronischer Musik, Clustertechnik, Geräuschmusik etc. Dann versuchte er, diese modernen Kompositionstechniken mit einer ganz alten tonaler Klanglichkeit zu verbinden, die häufig von katholischer Mystik geprägt ist. So findet man in den „Drei Stücke im alten Stil“ (1963) sowohl clusterartige Klänge wie bei Ligeti, als auch eine modale Klangtechnik, die an mittelalterliche Kirchengesänge erinnert.
Im ersten Stück wird durch die dauernde Wiederholung eines Motivs eine meditative Wirkung erzielt, die vorausweist auf die „Neue Einfachheit“ der minimal music. Der zweite lebhafte Satz ist voller Vitalität und Schwung durch Wechsel vom 4/4 zum 3/4 Takt geprägt, die eine Art Schleudern verursachen. Im letzten Satz wird ein Kirchenchoral klanglich in ein merkwürdiges Licht getaucht und durch dissonante Klänge immer wieder als etwas Kostbares und Zerbrechliches in Frage gestellt.
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Henryk M. Gorecki (geb. 1933) - Klavierkonzert op. 40
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Henryk M. Gorecki (geb. 1933) gehört neben Penderecki zu den berühmtesten polnischen Komponisten nach dem 2.Weltkrieg. Kompositorisch suchte er einen eigenständigen Weg: Nach der Auseinandersetzung mit der Avantgarde um 1960 versuchte er in seinen häufig von katholischer Mystik geprägten Werken, moderne Kompositionstechniken mit älterer tonaler Klanglichkeit zu verbinden. Sein Klavierkonzert op. 40 entstand 1980 vor der Wende in Polen.
Im ersten Satz spielen die Streicher einstimmig eine Art gregorianischen Choral, der durch sein unerbittliches Forte große Eindringlichkeit und Bekenntnischarakter besitzt. Man könnte sich darunter auch gut eine große Demonstration vorstellen, in der ein ganzes Volk lautstark im Unisono aufbegehrt und seine Stimme erhebt. Kontrastiert wird dieses Unisono durch mechanisch hämmernden Klavierläufe, die vielleicht die Zwänge eines seelenlos rigiden politischen Systems oder eine sonstige Art von Hamster-Tretmühle verkörpern sollen.
Der 2. Satz bringt motorische Vitalität (Anklänge an Bartok oder Strawinski), abwechselnden Dialog zwischen Klavier und Streichern und - fast hypnotisch in der Wirkung- interessante minimale Veränderungen und chromatische Rückungen.
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Edvard Grieg (1843 – 1907)
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Edward Grieg - „Zwei Elegische Melodien“ op.34
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Im Jahre 1880 vertonte Edward Grieg einige Gedichte des norwegischen Volksdichters A.O.Vinje; zwei von ihnen bearbeitete er ein Jahr später unter dem Titel „Zwei Elegische Melodien“ op.34 („Herzwunden“; „Letzter Frühling“) für Streichorchester. Beiden Stücken lagen ursprünglich Texte zugrunde, in denen Natureindrücke im norwegischen Frühling mit schmerzhaften persönlichen Erinnerungen verknüpft werden. Griegs Behandlung des Streichorchesters in diesen Stücken ist meisterhaft und besonders wirkungsvoll.
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Edward Grieg - „Peer-Gynt-Suiten 1 und 2“ op. 46 und 55
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Edvard Grieg (1843 – 1907) lernte 1866 in Rom seinen Landsmann, den berühmten norwegischen Dramatiker Henryk Ibsen kennen. Etwas später beauftragte dieser Grieg, zu seinem Drama „Peer Gynt“ (UA 1876), dessen Bedeutung in der skandinavischen Literatur der von Goethes „Faust“ bei uns entspricht, eine Schauspielmusik zu schreiben. Erst später (1888/91) stellte Grieg deren wichtigsten Stücke zu zwei „Peer-Gynt-Suiten“ zusammen.
„Solveigs Lied“ (Suite 2) ist die Klage der von Peer Gynt verlassenen und auf ihn fast ihr ganzes Leben lang wartenden Solveig, die im Mittelteil durch einen bäuerlichen Dorftanz aufgehellt wird, bis die Wehmut Solveigs am Ende das letzte Wort hat.
„In der Halle des Bergkönigs“ (Suite 1) hört man kleine böse Trolle in einer Höhle wie in einem Bergwerk unheimlich hämmern und rennen. Sie erschrecken den Zuhörer durch plötzliche Pausen und zwickende Rhythmen, in denen sie bösartig zuzuschlagen scheinen …
Typisch für die Musik Griegs ist das norwegische Kolorit, der enge Bezug zu norwegischen Liedern und zur Volksmusik.
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Edvard Grieg (1843-1907): Musik zu „Peer Gynt“ (Henrik Ibsen)
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„Peer Gynt“ wurde 1867 von dem großen Dramatiker Henrik Ibsen als Epos, basierend auf norwegischen Volksmärchen, veröffentlicht und später zum Drama umgearbeitet. Für die norwegische Literatur ist „Peer Gynt“ von ähnlicher Bedeutung wie Goethes „Faust“ für die deutsche.
Es geht um den Bauernjungen Peer Gynt, der im Dorf als Lügner und Angeber gilt, weil er - typisch romantisch - kaum zwischen Fantasie und Realität unterscheiden kann. Peer gerät dann in den Bann der Trolle (kleiner hässlicher Naturwesen), reist auf der Suche nach Wahrheit und dem eigenem Selbst durch die Welt, erlebt vielfältige Abenteuer, bis er schließlich nach der Rückkehr in die Heimat durch die treue Liebe Solveigs, die 30 Jahre auf ihn gewartet hat, zu sich selbst und zur Ruhe findet.
Zu diesem Drama schrieb der norwegische Komponist Edvard Grieg (1843-1907) im Auftrag Ibsens eine Schauspielmusik; besonders bekannt wurden daraus „In der Halle des Bergkönigs“, „Morgenstimmung“ und „Solveigs Lied“. Im heutigen Konzert hören wir die Geschichte von „Peer Gynt“ zusammen mit der wunderbar einfachen und zugleich tief ergreifenden Musik von Grieg.
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H
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Händel- Denkmal Halle
Georg Friedrich Händel (1685-1759)
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Georg Friedrich Händel (1685-1759) - Concerto grosso F-Dur
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Georg Friedrich Händel (1685-1759) schrieb die 12 Concerti grossi op.6 im Oktober 1739 in London . Nach dem Bankrott seines Opernunternehmens 1737 konzentrierte sich Händel auf die Komposition biblischer Oratorien. Die von ihm veranstalteten Oratorienaufführungen wurden zu einem erfolgreichen und einträglichen Geschäft. Die Concerti grossi, bei denen eine Gruppe dreier Solisten dem übrigen Orchester klanglich gegenübertritt, wurden entweder dabei als "Pausenfüller" bzw. instrumentale Intermezzi verwendet oder in eigenständigen Konzert-aufführungen dargeboten. Das Concerto grosso F-Dur beginnt mit einem festlichen Andante; die folgenden drei Sätze enthalten lebhafte und kontrastierende musikalische Charaktere.
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Georg Friedrich Händel (1685-1759) - Harfenkonzert op.4 Nr.6
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Georg Friedrich Händel (1685-1759) schrieb sein Harfenkonzert op.4 Nr.6 wahrscheinlich 1736 für die Erstaufführung seines Oratoriums „Alexanderfest“ in der Londoner Oper (Covent Garden); erst später erschien es im Druck auch als Orgelkonzert. Bis heute ist es eines der wenigen bekannten Solokonzerte für Harfe. Das Soloinstrument steht hier sehr im Vordergrund und wird nur an wenigen Stellen vom Streichorchester unterstützt. Wie im Barock üblich, umrahmen zwei schnellere tanzartige Sätze den langsamen ernsteren Mittelsatz.
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Georg Friedrich Händel (1685-1759) - Konzert F-Dur für Orgel und Orchester
Nr. 13, HWV 295 "Kuckuck und Nachtigall"
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Das Orgelkonzert F-Dur aus dem Jahr 1735 zeigt Georg Friedrich Händel auf der Höhe seiner kompositorischen Kunst und gestattet einen Überblick auf die Entwicklung seines Musikstils während seiner letzten zwanzig Jahre.
Händel, der neben Bach zweite herausragende deutschen Komponist der Barockzeit, hielt sich von 1706 bis 1709 in Italien (u.a. in Rom, Neapel und Venedig) auf, erfuhr dort wichtige Impulse fur sein Komponieren und feierte dort seine ersten großen Erfolge als Komponist; er wurde besonders wegen seiner häufig ausschweifenden Orgelimprovisationen bewundert und bekam während seines Aufenthaltes in Venedig vom Publikum den Beinamen „Il Grande Sassone", der „Große Sachse". Seit 1711 lebte er dann in England, wo er u.a. als freier Opernunternehmer sein Londoner Publikum mit Aufführungen italienischer Opern versorgte. Gleichsam als „Pausenfüller" solcher Opernaufführungen schrieb er seine Orgelkonzerte.
G. F. Händel war selber Orgelvirtuose; der Orgelpart in seinem Orgelkonzert ist technisch sehr anspruchsvoll. Reizvoll ist im zweiten Satz die Nachahmung von Vogelstimmen - mehrfach hört man deutliche Kuckucksrufe und melodiöse Nachtigallen-Passagen in den Orgelpassagen, die vom Orchester beantwortet werden.
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Haydn, Joseph (1732-1809)
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Joseph Haydn - Sinfonie Nr. 104 D-Dur
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Joseph Haydn schrieb seine Sinfonie Nr. 104 D-Dur im Jahre 1795 während seines zweiten London-Aufenthaltes als letzte der zwölf sogenannten „Londoner Sinfonien“. Sie wurde seine letzte Sinfonie überhaupt.
Seit 1761, also knapp 30 Jahre lang, hatte Haydn als Hofkomponist und -kapellmeister in Diensten des musikliebenden Fürsten Esterhazy in Eisenstadt gestanden, wo er mit einem hervorragenden Orchester klanglich experimentieren und kompositorisch immer wieder neue Sinfoniekonzeptionen ausprobieren konnte. 1790 starb der alte Fürst, Haydn wurde - ausgestattet mit einer ansehnlichen Rente - entlassen und ging nach Wien. Aber schon im folgenden Jahr lud ihn der englische Konzertunternehmer J.P.Salomon nach London ein, wo es ein entwickeltes bürgerliches Konzertleben gab und man Haydns Sinfonien großes Interesse entgegenbrachte. So reiste Haydn 1791/92 und 1794/95 für jeweils ein knappes Jahr nach London, um dort seine Sinfonien aufzuführen und vorzustellen. Erst dadurch wurde er als Komponist wirklich international bekannt und berühmt.
Der erste Satz dieser Sinfonie beginnt mit einer langsamen Einleitung, die mit der aufsteigenden Quinte große dramatische Dimensionen erahnen lässt und an Beethoven erinnert. Es folgt das liedhaft einprägsame Hauptthema des darauffolgenden Allegros. Im zweiten Satz (Andante) wird dem verspielt-liedhaften Thema ein von Dramatik und Leidenschaft geprägter Moll-Abschnitt gegenübergestellt. Das anschließende Menuett wirkt durch unerwartete Gegenakzente und Generalpausen spielerisch und humorvoll. Das Finale beginnt mit einer einfachen Volksliedmelodie (mit Bordun- bzw. „Dudelsack“-Begleitung des Fagotts), die im weiteren Verlauf auf höchst unterhaltsame Weise immer wieder anders beleuchtet wird.
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Bernard Herrmann (1911-1975)
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Bernard Hermann - Musik aus dem Film Psycho
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Die Filmmusik zu Hitchcocks Film "Psycho" von Bernard Herrmann in ein Programm über E.T.A.Hoffmann hineinzunehmen, wirkt zunächst vielleicht etwas ungewöhnlich. Aber Hoffmann, der sich mit seinen Kriminalgeschichten auch als früher "Krimiautor" hervortat, und dessen universal interessierter Geist sich wahrscheinlich heute auch für das Medium Flim interessieren würde, hätte daran vielleicht seinen besonderen Spaß gehabt...
In der Musik von Bernhard Herrmann, die sich durch hohe künstlerische Qualität auszeichnet, geht es unter anderem um die berühmte Mordszene, in der eine junge Frau in der Dusche erstochen wird. Diese Szene sollte nach Hitchcocks Vorstellungen zunächst gar keine Musik erhalten, jedoch konnte B.Hermann mit seiner Mord-Komposition überzeugen und die Szene wurde berühmt. Zu hören sind ständig wiederkehrende harte stechende Akkorde mit der ungewöhnlichen Spielanweisung "Knifing"- also: wie mit dem Messer zu spielen. Gehetzte kleinteilige Motive in den Violinen machen die Todesangst deutlich.
Im langsamen Mittelteil mit seinen geheimnisvollen Akkorden hören wir gleichsam, wie die Kamera sich langsam nähert und zunächst alles spannungsvoll in der Schwebe gelassen wird.
Der letzte Teil ist mit "murder" betitelt. Wir werden nun Zeugen der schrecklichen Tat: hohe schrille Geigentöne überschlagen sich wie Schreie oder Messerstiche; das monströse Geschehen wird durch die bedrohlichen Töne der Bass-Gruppe deutlich gemacht.
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Hindemith, Paul (1895-1963)
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Paul Hindemith - "Acht Stücke für Streichorchester" op. 44 Nr. 3
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Für den Komponisten Paul Hindemith, der selbst auch Bratscher und Kammermusiker war, bildete es immer eine besondere Herausforderung, Musik zu komponieren, welche zwar für Hobbymusiker gut spielbar sein, aber trotzdem hohe Maßstäbe künstletischer Qualität erfüllen sollte. Sein Ziel war, die Neue Musik aus dem Elfenbeinturm herauszuholen und einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen. In diesem Zusammenhang entstanden 1927 u.a. die "Acht Stücke für Streichorchester" op. 44 Nr. 3, originelle, einfallsreiche kurze Charakterstücke, gleichsam musikalische Miniaturen auf hohem künstlerischen und kompositorischem Standard. Da sie bis heute fast nie aufgeführt werden und in keiner Einspielung verfügbar sind, spielen wir eine Auswahl dieser Stücke in einer Zusammenstellung, bei der einige von ihnen mehrfach zu hören sind, was vielleicht zum besseren Verständnis der wieder neu zu entdeckenden Tonsprache Hindemiths beiträgt.
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E.T.A. Hoffmann (1776-1822)
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E.T.A. Hoffmann (1776-1822) - "Sacrificium Deo", Arie aus „Miserere“
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E.T.A. Hoffmann (1776-1822) - Quintett für Harfe und Streichquartett c-moll
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Insgesamt sind nur zwei Kammermusik-Werke von E.T.A. Hoffmann (1776-1822) bekannt; eins davon ist das hier in einer Fassung mit Streichorchester aufgeführte Quintett für Harfe und Streichquartett c-moll, dessen Autograph sich bis heute in der Berliner Staatsbibliothek befindet. Wahrscheinlich entstand das Werk Ende des Jahres 1806 in Warschau, wo Hoffmann als preußischer Gerichtsrat nach eigener Aussage "über Vorträgen und Relationen schwitzte" und "erschlagen von 28 voluminibus Concurs-Akten" war. Mit der Herausgabe dieses Stückes wollte Hoffmann als Komponist in Berlin bekannt werden, wohin er 1807 übersiedelte. Sein Verleger hatte allerdings Bedenken wegen der "schwürigen Harfenpartie"- tatsächlich eine der virtuosesten Partien für dieses Instrument. Gerade die Kombination von Harfe und Streichern erzeugt eine typisch frühromantische Atmosphäre. Nicht nur der erste Satz erinnert mit seinen trotzigen und harten Akzenten und dem charakeristischen c-moll-Charakter an den frühen Beethoven, sondern auch der lyrische langsame zweite Satz in As-Dur; das Finale ist mit seinen pochenden und drängenden repetierten Achteln und seinen Fugati sehr originell gestaltet.
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E.T.A. Hoffmann (1776-1822) - Arien aus dem „Miserere“
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In den Arien aus dem „Miserere“ gibt es viele liedhafte, lyrische Stellen, die stark an Mozart erinnern. Obwohl Hoffmanns literarische Texte eher auf die Epoche der Romantik und die abgründigen Nachtseiten des Menschen verweisen, zeigt er uns in seiner Musik eher einen ausgeglichenen, an der Klassik orientierten Stil. Er bewunderte besonders Haydn, Mozart und Beethoven und würdigte sie in vorher nie da gewesener Weise wortreich und begeistert in langen Zeitungsartikeln.
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E.T.A. Hoffmann (1776-1822) - Arien aus der Oper „Undine“
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In den Arien aus der Oper „Undine“ gibt es viele liedhafte, lyrische Stellen, die stark an Mozart erinnern. Obwohl Hoffmanns literarische Texte eher auf die Epoche der Romantik und die abgründigen Nachtseiten des Menschen verweisen, zeigt er uns in seiner Musik eher einen ausgeglichenen, an der Klassik orientierten Stil. Er bewunderte besonders Haydn, Mozart und Beethoven und würdigte sie in vorher nie da gewesener Weise wortreich und begeistert in langen Zeitungsartikeln.
Texte (aus dem Libretto von Friedrich de la Motte-Fouqué):
1. Duettino Nr. 7: Undine-Berthalda: „Abendlüftchen schweben um die Wangen traut, und der Blätter Weben flüstert süssen Laut. Leichte Wölkchen schweben durch das Himmelszelt. Wie sie weilen, schweben, immer froh gesellt! So gesell uns zweie treu durch Schwester-Sinn! Ziehn in froher Weihe durch das Leben hin.“
2. Szene / Duett Nr. 8:
Undine: „Was ist das? Meine Sinne schwinden! Meine Sinne schwanken! Irr wechseln mir, irr schweifen hier die treibenden Gedanken. Wer ist der fremde Mann am Brunnen dort? Ist er hinaufgestiegen vom heimlich klaren Ort, wo Wassergeister sich zusammenschmiegen, wo Well' in Silberklang und Helle zusammenrinnt, ein Rätsel fort und fort? Recht schaurig klingt mein Wort- kam er von da?“
Berthalda: „Ha, ha, ha, ha - nimm Dich in Acht!”
3. Duettino Nr. 9: „Rauscht, ihr grünen Bäume feiernd durch die Nacht. Bald sind goldne Träume, goldner Tag erwacht.“
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E.T.A. Hoffmann (1776-1822) - Arien
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In den Arien von E.T.A. Hoffmann (1776-1822) gibt es viele liedhafte, lyrische Stellen, die stark an Mozart erinnern. Während Hoffmanns literarische Texte eher auf die Epoche der Romantik und die abgründigen Nachtseiten des Menschen verweisen, zeigt er uns in seiner ersten Arie eher einen ausgeglicheneren, an der Klassik orientierten Stil. Er bewunderte besonders Haydn, Mozart und Beethoven und würdigte sie in vorher nie dagewesener Weise wortreich und begeistert in langen Zeitungsartikeln. Durch seine berühmten Zeitungsrezensionen gilt er bis heute als einer der Begründer der romantischen Musikästhetik sowie als wichtiger Impulsgeber für die Entwicklung der Musikkritik im Bereich der Printmedien.
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Gustav Holst (1874-1934)
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Gustav Holst - St. Paul's Suite
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Der englische Komponist Gustav Holst ist heute vor allem durch seine Suite „Die Planeten“ für großes Orchester bekannt. 1874 in Cheltenham geboren, studierte er am Royal College of Music in London; später war er Musik- und Kompositionslehrer an verschiedenen Bildungs-einrichtungen. 1905 wurde er „Director of Music“ an der „St.Paul's Girls` School“ in London, was er bis zu seinem Tode (1934) blieb. Für das von ihm geleitete Schulorchester schrieb er 1912 die „St. Paul's Suite“, die erst zehn Jahre später nach dem Erfolg der „Planeten“ veröffentlicht wurde. Der erste Satz „Jig“ erinnert an Tanzweisen der englischen „Fiddle Music“; den zweiten Satz durchzieht ein insektenartig „sirrendes“ dreitöniges „Ostinato“-Motiv der 2. Violine. Der dritte Satz „Intermezzo“ erinnert an arabisch-orientalische Melodik (Holst hatte auf einer Algerien-Reise die dortige Musik kennengelernt) und enthält abrupte Tempowechsel; und das „Finale“ basiert auf einer englischen Tanzmelodie („The Dargason“), die kontrapunktisch mit der Liedmelodie von „Greensleeves“ (in Dur) kombiniert wird.
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J
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Karl Jenkins (1944*)
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Karl Jenkins (1944, Southwales, UK)-
Concerto grosso für Streichorchester "Palladio"
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Der wallisische Komponist Karl Jenkins, der seine Musikerkarriere als Keyboarder, Saxoponist und Oboist in verschiedenen Jazzrock- Bands begann, schrieb sein nach dem berühmten italienischen Renaissance- Architekten Andrea Palladio benanntes Streicherstück "Palladio" in den 80-iger Jahren als Filmmusik zu einem Werbespot für Diamanten. Sowohl Einflüsse aus der Rockmusik als auch aus der amerikanischen "minimal music" sind in diesem aus der Werbung bekannten Neo- Barockstück erkennbar!
In Amerika ist die Komposition vielen Leuten bekannt, aber in einem anderen Zusammenhang. Ein Auszug vom ersten Satz der insgesamt drei Sätze (I Allegretto, II Largo, III Allegro) wird in einer amerikanischen Diamanten- Werbung der DeBeer's verwendet.
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Der walisische Komponist Karl Jenkins, (geb.1944), der seine Musikerkarriere als Keyboarder und Oboist in verschiedenen Jazzrock-Bands begann, widmete sein bekanntes Streicherstück „Palladio“ dem berühmten Renaissance-Architekten Andrea Palladio, der in Italien seine berühmten Villen errichtete.
Das Stück „Palladio“ entstand in den 80er-Jahren als Filmmusik zu einem Werbespot für Diamanten. Sowohl Einflüsse aus der Rockmusik als auch aus der amerikanischen „Minimal Music“ sind in diesem bekannten Neo-Barockstück erkennbar.
Wahrscheinlich hätte das Medium Film (für das die beiden Komponisten Jenkins und Rota komponierten), den so universal tätigen E.T.A. Hoffmann heute begeistert und zu weiteren Gesamtkunstwerken inspiriert.
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Johow, Joachim (1952*)
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Johow, Joachim (1952*) ¡Hola Pachelbel!
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Der in Berlin lebende Komponist Joachim Johow (*1952), der selbst Mitglied
in unserem Orchester ist, bezieht sich in seinem Stück "Hola' Pachelbel" auch auf den Pachelbel-Kanon, nur in völlig anderer Weise: Er unterlegt ihm das immer wiederkehrende Bass-Modell des Pachelbel-Kanons, hier aber in Moll.
Darüber entfalten sich spritzige und mitreißende tangoartige Melodien und
Klezmer-Figuren, reizvoll kontrapunktisch gegeneinander gesetzt.
J.Johow komponiert für die unterschiedlichsten Besetzungen, u.a. auch für ein Ensemble der Berliner Philharmoniker.
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K
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Karol Kasimierz Kurpinski (1785-1857) - Arietta aus der Oper „Czaromysl“
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Karol Kasimierz Kurpinski (1785-1857), als Komponist in Deutschland kaum bekannt, war Zeitgenosse von E.T.A.Hoffmann und hat ihn in Warschau kennengelernt und wahrscheinlich auch auf musikalischem Gebiet mit ihm zusammengearbeitet.
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M
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Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847)
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Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) - Konzert für Violine, Klavier und Streichorchester d-moll
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Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) machte sich schon in jungen Jahren um die Wiederentdeckung der Werke J.S.Bachs verdient; die intensive Beschäftigung mit Bach hört man bereits seinen frühen Kompositionen an. Außerdem orientierte er sich trotz typisch romantischen Kompositionsstils in seinen Werken häufig an der Wiener Klassik; R. Schumann charakterisierte ihn einmal als den "Mozart des 19. Jahrhunderts". Beide Vorbilder lassen sich auch in dem bis heute kaum bekannten Konzert für Violine, Klavier und Streichorchester d-moll wiedererkennen, das er 1823 im Alter von 14 Jahren schrieb. Die erste Aufführung fand vermutlich bei einer der damals stadtbekannten "Sonntagsmusiken" in Felix' Elternhaus in Berlin statt. Beide Soloinstrumente stehen hier stark im Vordergrund. Im ersten Satz kontrastieren die dramatischen und in jugendlichem Überschwang ungeduldig vorandrängenden Abschnitte mit dem lyrischen, an der italienischen Belcanto-Melodik Rossinis orientierten zweiten Thema; außerdem spielen virtuose Passagen der beiden Solisten sowie rezitativische Stellen eine große Rolle. Der zweite Satz ist konventionell und kammermusikalisch gestaltet und erinnert an ähnliche langsame Sätze W.A.Mozarts. Der sehr schnelle Schlusssatz beginnt mit einem markanten absteigenden Dreiklangsmotiv, enthält neben rasanten Läufen aber auch zartere, träumerisch-idyllische Abschnitte.
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Felix Mendelssohn- Bartholdy (1809 - 1847) - Vom Himmel hoch
Choralkantate über Luthers Weihnachtslied
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Felix Mendelssohn- Bartholdy ist in Berlin aufgewachsen und hat schon als Kind und Jugendlicher Musikgeschichte geschrieben: zunächst war als Wunderkind so berühmt wie W.A.Mozart, dann holte er als Jugendlicher ( im Alter von nur 19 Jahren! ) die längst vergessene Musik von J.S. Bach mit seiner Wiederaufführung der "Matthäus- Passion" aus der Versenkung und begründete damit eine Bach- Renaissance, die bis heute anhält.
In seiner Choralkantate "Vom Himmel hoch" hören wir viele Anklänge an J.S. Bach: Choral, Polyphone, Fugen- Elemente, aber auch eigene besonders ausdrucksvolle und liedhaft- romantische Passagen, z.B. in den Arien der Solosänger.
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Felix Mendelssohn- Bartholdy (1809 - 1847) - Sinfonie 4 A-Dur, op. 90 "Italienische"
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Die "Italienische Sinfonie" brachte der 24-jährige Felix Mendelssohn-Bartholdy 1833 in London mit großem Erfolg zur Uraufführung. Seitdem ist sie fester Bestandteil der Konzertliteratur. Anregungen zu diesem Werk empfing der Komponist drei Jahre zuvor während seiner Reise durch Italien. Dennoch bleibt seine "Italienische" eine Sinfonie im klassischen Sinne. Lediglich im letzten Satz klingt südländische Folklore an.
In seiner Italienischen Sinfonie können wir Mendelssohn auf seiner Reise nach Italien, die der 21- jährige voller Begeisterung unternahm, hörend begleiten.
Im Adagio (dem 2. Satz der Sinfonie) stellt Mendelssohn einen Pilgerzug dar, den er in Neapel erlebt hat. Wir hören eine feierliche Choralmelodie in den Oberstimmen und können uns bei den gleichmäßigen Achteln der Celli die in einer Prozession ernst dahinschreitenden Pilger gut vorstellen. In diesem Moll-Satz gibt es außerdem viele Anklange an J.S.Bach und die Musik der Barockzeit, so wirken die oben erwähnten gleichmäßig schreitenden Achtel im Bass hier wie ein typischer barocker Generalbass und die Melodie wie eine Bachsche Choralmelodie als Cantus firmus. Aber dann hören wir im Verlauf - als Gegensatz zu dem Ernst des Beginns - eine Art schwärmerischen Aufbruch, nun in einem hellen freundlichen Dur (im Mittelteil des Satzes) mit ausdrucksvollen und liedhaftromantischen Passagen in den Bläsern.
Das Allegro (der 1.Satz der Sinfonie) verbreitet ein Feuerwerk an Reisefreude und Aufbruchstimmung. In den schnellen Staccato-Achteln der Holzbläser hört man sozusagen das fröhliche Vorwärtsrollen der Kutschenräder, die unermüdlich in das sonnige Italien vorantreiben. In dem Thema der Geigen hört man immer wieder das Aufbruchsmotiv, eine Art Lockruf in die Ferne. Liedhafte und fröhliche Themen folgen, der Drive und Esprit bleibt jedoch ungebrochen. Im Mittelteil des Satzes, der Durchführung, schreibt Mendelssohn wiederum eine Fuge, wie ein Blick zurück nach Berlin als eine nachdenkliche Verbeugung vor dem Vorbild J.S.Bach, bevor er dann den jugendlichen Schwung des Anfangs wieder aufnimmt und kraftvoll ins Ende des Satzes stürmt.
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Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) Sommernachtstraum
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Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) führte schon als sechsjähriger Junge im Familienkreis begeistert Dramen mit seinem Puppentheater auf; Shakespeares "Sommernachtstraum" war dabei sein Lieblingswerk. Mit knapp 17 Jahren komponierte er als geniales Jugendwerk die Ouvertüre. Die anderen Stücke wurden erst später hinzugefügt und 1843 im Neuen Palais in Potsdam uraufgeführt.
In der Ouvertüre wird das ganze Werk in seiner Vielfalt zusammengefasst: die einschwebenden Bläserakkorde entführen in das Elfenreich von König Oberon, das Wispern und Rascheln der Elfenflügel wird von zart dahinhuschenden Geigenläufen gezeichnet, die derbe "Rüpelmusik" mit ihren Eselsschreien erzählt, wie ein armer Handwerker mit einem Eselskopf verhext wird und die
oft euphorisch mitreißenden Melodien stimmen in die Atmosphäre der "verzauberten" Mittsommernacht ein.
Im Scherzetto hören wir in den leichten Staccato-Achteln der Holzbläser das Kichern der Elfen: In Vorfreude auf den Streich mit der Zauberblume wird zwischendurch schon der Eselsschrei mit dem Tritonus e-ais vorweg genommen. Alles ist kunstvoll und polyphon gesetzt; es klingt nach Leichtigkeit, auch wenn es für die Spieler hier sehr virtuos zugeht.
Die Rüpel erkennt man leicht an ihren etwas sturen, einfallslosen und plumpen Basstönen und den oft wiederholten, bewusst simpel gehaltenen Melodien.
Im Lied der Elfen hören wir, zart und licht instrumentiert: "Nachtigall, flieg schnell herbei, sing mit uns ein Lullaby. Schlaf, gute Nacht mit Lullaby..."
Vom Hochzeitsmarsch kennen die meisten heute nur den all(zu)bekannten Anfang. Heute erfahren wir anhand der Erzählung, warum alles mit Hörnerklängen beginnt und wieviel Sehnsucht sich in den herrlichen Motiven zwischen Violinen und Celli im unbekannteren Mittelteil abspielt.
Das Ende erscheint mit besinnlichen Anklängen an die Ouvertüre wie ein Abschied der glücklich vermählten Paare von der Naturwelt der Feen und Elfen.
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Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) Konzertstück für Klarinette und Bassetthorn
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Zum Konzertstück für Klarinette, und Bassetthorn von F. Mendelssohn-Bartholdy: "Ein großes Duett für Dampfnudeln mit Rahmstrudel... ":
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts galt Heinrich Josef Baermann als der beste und berühmteste Klarinettenvirtuose; sein Sohn Carl Baermann trat alsbald in seine Fußstapfen. Im Jahre 1829
lernten sich die beiden Baermanns und Mendelssohn in München kennen.
Carl Baermann berichtet: "Wir musizierten in dieser Zeit viel zusammen und es war selbstverständlich, dass Mendelssohn oft bei uns zu Mittag aß. Da er leidenschaftlich Süßes liebte, bat er sich von uns stets zum Essen Dampfnudeln oder Rahmstrudel aus.
Drei Jahre später blieben mein Vater H. Baermann und ich einen ganzen Monat in Berlin, wo wir beinahe täglich bei Mendelssohn waren. Eines Tages bei Tische seufzte Mendelssohn plötzlich:
'Ach Gott, wenn ich nur wieder so herrliche Dampfnudeln und Rahmstrudel bekommen könnte,
wie ich sie damals bei Euch gegessen habe.' Ich reagierte schnell auf diesen Stoßseufzer und sagte: "Das könnten wir wohl so machen, wenn Sie uns endlich einmal das längst versprochene Duo componieren würden!" "
Gesagt, getan: während die "Baermänner" kochten, komponierte Mendelssohn das Konzertstück für Klarinette und Bassetthom. Zum Mittagessen spielten die Klarinettisten mit Mendelssohn am Klavier das Konzert als musikalische "Vorspeise" - den Hauptgang bildete dann das Leibgericht des Komponisten.
Das Duo ist aufgebaut wie ein Miniatur-Kouzert in drei Ssätzen und erinnert mit seinen frischen und rasanten Läufen etwas an alpine Jodler und Melodien.
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Stanislaw Moniuszko (1819-1872) - Lieder mit Kavierbegleitung
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Stanislaw Moniuszko (1819-1872) gilt als der berühmteste polnische Opernkomponist des 19. Jahrhunderts und als Begründer des nationalpolnischen Stils.
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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)-
Andante C-Dur für Flöte und Orchester (KV 315)
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Im Oktober 1777 erhielt W. A. Mozart während seines Aufenthaltes in Mannheim den Auftrag, für den holländischen Chirurgen und Dilettanten F. Dejean einige Konzerte und Quartette für die Flöte zu komponieren. Neben dem bekannten Flötenkonzert G-Dur (KV 313) entstand so Anfang 1778 das Andante C-Dur für Flöte und Orchester (KV 315), wohl ursprünglich gedacht als Alternative zum zweiten Satz dieses Konzertes. Dieses kantable, idyllische Andante ist als Sonatenform einfach und sparsam gestaltet; es beginnt mit Pizzicato-Akkorden, aus denen eine weit ausschwingende Flötenmelodie hervorgeht; sie ähnelt sehr der Melodie, mit der Tamino in der Oper „Die Zauberflöte“ die ihm von Sarastro auferlegten Prüfungen besteht.
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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) - Klavierkonzert A-Dur KV 414
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W.A. Mozarts (1756-1791) Klavierkonzert A-Dur KV 414 entstand Ende des Jahres 1782 in der wohl erfolgreichsten und glücklichsten Zeit seines Lebens: Nach seiner Übersiedlung von Salzburg nach Wien hatte sich Mozart dort als frei schaffender Komponist fest etabliert und trat fast täglich in den sogenannten "Akademien" (privat finanzierten Konzerten) mit eigenen Klavierkonzerten auf, wie sein Vater Leopold von einem Besuch in Wien brieflich nach Salzburg berichtete. Das A-Dur-Konzert ist das erste dieser Wiener Klavierkonzerte.
Der erste Satz Allegro wirkt frühlingshaft und frisch, voll jugendlichem Charme und Übermut. Es folgt ein Andante, das mit seinem ernsthaften D-Dur, seinen Seufzerfiguren und seinem sehnsüchtig-melancholischen Ausdruck an eine der Liebesarien von Mozarts großen weiblichen Opernfiguren erinnert. Sein Hauptthema stammt von Johann Christian Bach, dem dritten Sohn J.S.Bachs, der als Komponist ("Londoner Bach") damals berühmter war als sein Vater; Mozart hatte als Achtjähriger in London bei ihm kurz Unterricht gehabt; er zitiert dieses Thema im Gedenken an J.Chr.Bach, der Anfang des Jahres 1782 gestorben war. Das Konzert schließt mit einem spielerischen Rondo, dessen Hauptthema wie ein frecher "Gassenhauer" erscheint.
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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791): Divertimento D-Dur, KV 136: Allegro (1. Satz)
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W.A. Mozart schuf sich mit drei Divertimenti (KV 136,137 und 138), - eigenhändig datiert mit: "Salisburgo 1772 di Wolfgango Amadeo Mozart" -, handliche, musikalische Visitenkarten, die er höchst variabel zu gegebenen Anlässen praktisch verteilen konnte. Sie werden auch als Salzburger Sinfonien bezeichnet.
Ludwig von Köchel merkt an:" Die Bezeichnung Divertimento stammt wohl kaum von Mozart selbst. Man möchte sie eher als italienische Ouvertüren ohne Bläser bezeichnen."
Die zwischen November 1771 und Frühjahr 1772 entstandenen Werke sind voll zündenden Temperaments und zeigen sich stark inspiriert durch Mozarts Italienaufenthalt des Jahres 1771.
(B. Waniewski)
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Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791): Sinfonie Nr. 25 g-moll KV 183
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Kurz nach seinem zehnwöchigen Wien-Aufenthalt komponierte der 17-jährige W.A. Mozart 1773 in Salzburg seine erste Sinfonie in Moll. Es ist ein Werk, das ganz im Geiste von Sturm und Drang ist: äußerst leidenschaftliche, eher etwas düstere Musik.
Damit enfernt sich Mozart weit vom damals vorherrschenden galanten Stil. Die Sinfonie Nr. 25 g-Moll, KV 183 erhält bald den Beinamen «kleine» g-Moll Sinfonie, um sie von der später entstandenen Sinfonie Nr. 40 g-Moll, KV 550 zu unterscheiden.
Es ist allerdings eine irreführende Bezeichnung, denn das Besondere an der g-Moll Sinfonie KV 183 ist gerade, dass sie keine «kleine» sondern eine «große» Sinfonie ist. Das betrifft sowohl das Pathetische als auch die breite sinfonische Anlage in vier Sätzen:
1. Satz: Allegro con brio, 2. Satz: Andante, 3. Satz: Menuetto, 4. Satz: Allegro
(B. Waniewski)
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W.A. Mozart (1756-1791), wurde von E.T.A.Hoffmann derart glühend verehrt, dass er seinen zweiten Vornamen „Wilhelm“ in „Amadeus“ umänderte. Der erste Satz der sogenannten „kleinen“ g-moll-Sinfonie , die Mozart 1773 mit 17 Jahren komponiert hat, ist mit seinem aufbegehrend rebellischen Gestus ein typisches Sturm-und-Drang-Werk voller jugendlicher Leidenschaft und insofern gut passend zu dem Furientanz. E.T.A. Hoffmann schätzte bei Mozart gerade solche leidenschaftlichen und geisterhaften Stücke und bezog sich in seinen Rezensionen häufig auf entsprechende Stellen aus der Oper „Die Zauberflöte“ und die berühmte Friedhofs- bzw. Geisterszene aus dem 3. Akt der Oper „Don Giovanni“, der er auch seine Erzählung „Don Juan“ gewidmet hat.
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Modest Mussorgskij (1839 – 1881)
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Modest Mussorgskij (1839 – 1881) - „Bilder einer Ausstellung“
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Aus Modest Mussorgskijs (1839 – 1881) Zyklus „Bilder einer Ausstellung“ wurden folgende
Sätze aufgeführt:
- Promenade I
- Der Gnom
- Promenade II
- Das alte Schloss
- Die Hütte der (Hexe) Baba- Yaga
- Das Große Tor von Kiew
Mussorgskij hatte das Werk 1884 zum Andenken an seinen Freund, den Maler Victor Hartmann, geschrieben, dessen Bilder verschollen sind, hier aber sozusagen musikalisch wiedererstehen.
Seine eigene Person drückt Mussorgskij, – wie er in einem Brief schrieb –, als Bildbetrachter in den „Promenaden“ aus, die in unregelmäßigen 5/4- und 6/4-Takten in einem bewusst gewählten „modo russico“ erklingen. Im „Alten Schloss“ entsteht in der Vorstellung die weite winterliche Landschaft Russlands durch die Melodie, die auf dem immer gleichen Ton „a“ der Celli schwermütig lastet. Die dadurch entstehende fast lähmende Melancholie vermag auch die Seufzermelodie der Streicher kaum zu überwinden. Die Hexe in der „Hütte auf Hühnerfüßen“ fegt stürmisch und unheimlich in aufwärts steigenden Achteln los, als würde sie mit ihrem Besen abheben wollen. Im langsamen Mittelteil erlebt man das Schwanken und Knarren der Hütte auf den Hühnerfüßen durch die sperrige, bewusst unbeholfen „watschelnde“ Melodie der tiefen Instrumente. Im „Großen Tor von Kiew“ klingen russisch- orthodoxe Choräle wie von einer großen Menschenmenge gesungen. Sie werden klanggewaltig mit der Farbenpracht der Orgel kombiniert.
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N
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Carl Nielsen (1865-1931)
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Carl Nielsen (1865-1931) - "Kleine Suite" op.1
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Der dänische Komponist Carl Nielsen (1865-1931) verbindet die romantische Tonsprache von Mendelssohn und Brahms bis hin zum spätromantischen Wagner mit Anklängen an dänische Volksmusik. Seine "Kleine Suite" op.1, die er als Erstlingswerk mit 23 Jahren nach dem Musikstudium in Kopenhagen schrieb, war sein erster großer Erfolg.
Der Romantiker ETA Hoffmann, der der sogenannten absoluten Instrumentalmusik (ohne Text) eine geheime Musiksprache unterlegte, ermutigt uns nach möglichen Bedeutungen der einzelnen Themen zu suchen:
Im ersten Satz "Präludium" hören wir zunächst ein leidvolles "Herzklopfen-Ostinato" der tiefen Streicher mit klagender Cello-Melodie, über das sich dann eine schmerzlich-chromatische Abwärtsbewegung der Violinen legt. Suchend und tastend folgt eine quasi ins Unendliche schweifende Melodie der Violinen, die schließlich von den warmen Klängen der Violen und Celli abgelöst wird.
Im zweiten Satz "Andante con moto" erklingt zunächst ein melancholischer Walzer in Moll, angereichert mit viel Chromatik in den Mittelstimmen. Später aber lichtet er sich auf zu fröhlichen Volkstänzen in Dur, die ein wenig an unbeschwerte skandinavische Mittsommer-Freuden erinnern und am Ende ganz filigran und zart ausklingen.
Im letzen Satz "Finale" wird dieser sehnsüchtige Tonfall in der Einleitung zunächst wieder aufgenommen, wandelt sich dann aber im Allegro in ein explosives A-Dur voller Lebensfreude und Gipfelstürmerei in den extrem hohen und schwierigen Lagen der 1. Violinen. Nach diesem fulmi-nanten Start folgt ein eher verströmend-gesangliches 2. Thema.
Auffallend ist, wie dicht und verwoben der Komponist die fünf (!) Stimmen führt, so dass es manchmal wie eine Art Dickicht klingt, durch das sich der Hörer erst den Weg zu den Schönheiten des Stücks bahnen muss. Dieses Werk ist heute nur noch selten im Konzertsaal zu hören - es erschließt sich eigentlich erst nach mehrmaligem Hören, wie wir selber in den Proben erlebten.
Wir hoffen, dass Sie schon bei der Erstbegegnung mit dem Werk heute abend ein wenig von der Begeisterung empfinden, die sich bei uns nach zahlreichen Proben (trotz der großen technischen Schwierigkeiten) immer stärker einstellte.
Dieses Werk voller Eleganz und Farbreichtum ist unbegreiflicherweise nur sehr selten im Konzertsaal zu hören - zu Unrecht, wie wir finden...
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Jacques Offenbach (1819-1880)
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Jacques Offenbach (1819-1880) - Barcarole aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“
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Den Abschluss bildet die berühmte Barcarole aus der Oper „Hoffmanns Erzählungen“, die deutlich macht, wie Hoffmann im Ausland stärker noch als in Deutschland (und am meisten in Frankreich und Russland) hoch verehrt wurde. „Hoffmanns Erzählungen“ vereinigt mehrere Geschichten von ETA. Hoffmann zu einem Gesamtwerk, das mit der Musik von Jacques Offenbach (1819-1880) sehr populär wurde. In der Barcarole geht es um eine Kurtisane Giuletta in Venedig. Die sich auf dem Wasser wiegenden Gondeln und die sich brechenden Lichtstrahlen sind musikalisch in den gezupften Akkorden mit Flöte deutlich zu hören, während Text und ekstatische Melodik von einer rauschenden Liebesnacht erzählen..
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Die Oper „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach (1819-1880) vereinigt mehrere Geschichten von E.T.A.Hoffmann zu einem Gesamtwerk, das mit der Musik von J.Offenbach sehr populär wurde. Die Arie der „Olympia“ nimmt Bezug auf eine von E.T.A. Hoffmanns berühmtesten Erzählungen, „Der Sandmann“. Hier geht es um Hoffmanns Interesse an menschenähnlichen Automaten oder Robotern, das ihn zu einem Visionär unserer Zeit werden lässt.
In der Geschichte verliebt sich ein Student in eine kunstvolle, täuschend echt konstruierte Automaten-Puppe namens Olympia, die sogar äußerst virtuos singen kann- solange sie aufgezogen wird….
In der Barcarole geht es um eine Kurtisane Giuletta in Venedig. Die sich auf dem Wasser wiegenden Gondeln und die sich brechenden Lichtstrahlen sind musikalisch in den gezupften Akkorden mit Flöte deutlich zu hören, während Text und ekstatische Melodik von einer rauschenden Liebesnacht erzählen..
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Astor Piazzolla (1921-1992)
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Astor Piazzolla (1921-1992) - "Michelangelo 70"
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Der argentinische Komponist Astor Piazzolla (1921-1992) war selbst Tango-Bandoneonist; er gilt als Begründer des "Tango Nuevo", einer Gegenbewegung und Weiterentwicklung des traditionellen "Tango Argentino".
Das heute erklingende Stück "Michelangelo 70" widmete Piazzolla 1970 dem berühmten Cafes "Michelangelo" in Buenos Aires, in dem sich in den 70er-Jahren verschiedene Künstler unterschiedlichster Genres trafen, um sich über Kunst und Philosophie auszutauschen. Piazzolla trat dort regelmäßig und erfolgreich mit seinem berühmten Quartett auf.
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Der argentinische Komponist Astor Piazzolla (1921-1992) ist Begründer des "Tango Nuevo" (einer kunstvollen Gegenbewegung zum "Tango Argentino"), der durch kraftvolle Rhythmen, Melancholie und viel Leidenschaft geprägt ist.
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Heinrich Poos (1928*)
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Heinrich Poos (1928*) - Viatoris carmen
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Die Kantate "Viatoris Carmen" von Heinrich Poos (*1928) basiert auf einem mittelalterlichen Text von Gottschalk von Fulda, welcher von einem verbannten erzählt, der jahrelang auf dem Meer herumfahren muss.
Nach einer kurzen orchestereinleifung mit modernen dissonanten Klängen beginnt der Chor mit einer einstimmigen mittelalterlich gefärbten Melodie, die in vier Strophen wiederholt wird. Auch die Begleitung erinnert an mittelalterliche Musikinstrumente wie z.B. die Drehleier.
Die Textstelle "Hoc cano ultronee" (übersetzt: "Das singe ich ohne Aufforderung") am Ende der fünften Strophe könnte man so deuten, dass ein Mensch sich durch Singen seinem harten Schicksal trotzig entgegenstellt. Genau an dieser Stelle zitiert Poos den barocken Kanon von J. Pachelbel, in den er - zusätzlich zum polyphonen Stimmengeflecht der drei Solo-Violinen - kunstvoll Chor, Orchester und Solo-Flöte einfügt.
Im weiteren Verlauf entwickelt sich die Musik zu einem tanzartigen Jubelgesang, in den am Ende noch der bekannte Choral "Wie schön leuchtet der Morgenstern" (solo-Flöte) hineingefügt wird. Durch sein Singen kann sich der Mensch hier über seine Not zu transzendenten, himmlischen Freuden erheben.
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Nicola Porpora (1686-1768)
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Nicola Porpora (1686-1768) - Violoncellokonzert G-Dur
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Nicola Porpora (1686-1768) wurde in Neapel geboren und musikalisch ausgebildet; seine vielfältige Tätigkeit als Gesangslehrer, Kapellmeister, Operndirektor und Komponist führte ihn u.a. nach Venedig, Dresden, London und Wien. In London war er als Operndirektor eine Zeit lang der größte Konkurrent G.F.Händels, in Wien schlüpfte der junge 15jähr. Joseph Haydn als eine Art Bediensteter bei ihm unter, - denn Haydn war wegen eines dummen Streiches aus dem Konservatorium geflogen : er hatte seinem Mitschüler den Zopf abgeschnitten...!
Porpora kennt man - wenn überhaupt- fast nur noch als Opernkomponisten. So ist es uns eine ganz besondere Freude, Ihnen heute eine echte Rarität, nämlich sein heute fast nie zu hörendes Violoncellokonzert G-Dur vorstellen zu können. Hier weicht Porpora schon von der typisch barocken Ritornellform ab und lässt Tutti- und Solo-Abschnitte häufig fließend ineinander übergehen. Auf den feierlich eleganten kantablen ersten Satz folgen ein spielerisch virtuoses Allegro, ein klagendes grüblerisches Largo in Moll und ein überschäumend lebhaftes tanzartiges Allegro-Finale.
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Giacoma Puccini (1858-1924)
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Giacoma Puccini - aus der Oper „Gianni Schicchi“
Arie: „O mio babbino caro “
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Die berühmte Arie aus der Oper „Gianni Schicchi“ von Giacomo Puccini (1858-1924) verdeutlicht mit ihrem Belcanto-Schmelz die lebenslange unerfüllte Italien-Sehnsucht von E.T.A. Hoffmann.
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Ottorino Respighi (1879-1936)
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Ottorino Respighi (1879-1936) - Suite III aus den „Antiche Danse ed Arie per Liuto“
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Ottorino Respighi (1879-1936) bearbeitete in seinen Werken häufig altitalienische Musik der Renaissance (ähnlich den oben beschriebenen Chorstücken) und des Frühbarock, die zu seiner Zeit noch kaum bekannt war. Er wurde in Bologna geboren; nach Aufenthalten in Russland und Berlin war er als Kompositionslehrer und Direktor am Konservatorium in Rom tätig; er gilt als der bekannteste italienische Komponist seiner Generation. In seiner Suite III aus den „Antiche Danse ed Arie per Liuto“ instrumentierte er italienische und französische Lautenstücke der Zeit um 1600 neu für Streichorchester. Der erste Satz „Italiana“ ist ein kantables Andantino im ¾-Takt. Der farben- und abwechslungsreiche zweite Satz „Arie di Corte“ setzt sich aus in Tempo und Charakter unterschiedlichen lied- und tanzartigen Abschnitten zusammen, die ursprünglich von Jean Baptist Besard (Frankreich um 1600) stammen. Es folgt eine sanft melancholische „Siciliana“ altitalienischen Ursprungs.
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Ottorino Respighi (1879-1936): “Il Tramonto” (Der Sonnenuntergang)
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Ottorino Respighi (1879-1936) war ein wichtiger italienischer Komponist der Spätromantik. Geboren in Bologna, führten ihn Engagements nach St.Petersburg und Berlin. Seit 1913 war er Direktor am Conservatorio di Sta.Cecilia in Rom. Charakteristisch für seinen Kompositionsstil sind einerseits Sinfonische Dichtungen im impressionistischen Stil (z.B. „Fontane di Roma“), andererseits Bearbeitungen von frühbarocken italienischen Stücken wie „Aries antiches“.
Das 1914 entstandene Werk „Il Tramonto“ (Der Sonnenuntergang) für Mezzosopran und Streicher basiert auf einem frühromantischen Gedicht des Engländers P. B.Shelley (1792-1822).
Inhaltlich geht es dabei nicht nur um einen Sonnenuntergang als Naturereignis, sondern symbolisch auch um eine tragische, auch über den Tod hinausgehende verklärte Liebesbeziehung.
Das Werk klingt betörend sinnlich-morbide, ähnlich dem Sextett „Verklärte Nacht“ von A.Schönberg. Es steht in seiner angespannten, teilweise auch expressionistischen und dissonanten Klangsprache an der Schwelle zur Moderne - und ist im Konzertsaal unbegreiflicherweise nur ganz selten zu hören!
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Nikolai Rimsky-Korsakow (1844-1908)
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Nikolai Rimsky-Korsakow - Choeur danse Russe
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Sammlung „Jour de Fête“ (1888): das dritte Stück „Choeur danse Russe“ von N. Rimsky-Korsakow zeigt besondere Eleganz der Streicherbehandlung und erscheint mit Pentatonik und folkloristisch „chinesischem“ Kolorit gleichsam wie ein quirlig exotisches Jahrmarkttreiben.
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Antonio Rosetti (1750-1792) - Sinfonie Es-Dur
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Antonio Rosetti (1750-1792) wurde als Anton Rösler in Leitmeritz (Böhmen) geboren. 1773 trat er als Kontrabassist in die Hofkapelle des schwäbischen Fürsten von Oettingen-Wallerstein ein; seitdem nannte er sich italianisiert "Rosetti", weil das karrieremäßig "chicer" klang. 1786 wurde er Kapellmeister; viele seiner Kompositionen wurden durch Drucke und Abschriften auch überregional bekannt. Er schrieb vor allem Sinfonien und Konzerte für seine Hofkapelle, die damals für ihre musikalische Präzision berühmt war. 1789 wechselte er an den Hof in Ludwigslust (Mecklenburg-Schwerin). Die dort 1792 entstandene, nur handschriftlich überlieferte Sinfonie Es-Dur wurde noch im selben Jahr in Berlin(!) uraufgeführt.
Durch kontrapunktische Dichte, Chromatik, Ökonomie des thematischen Materials und expressive Harmonik verblüfft diese Sinfonie durch überraschende Schönheiten und kann sich kompositorisch durchaus mit Haydn oder Mozart messen. Der Reiz des ersten Satzes besteht in der Gegenüberstellung explosiv-dramatischer und spielerisch-eleganter kantabler Abschnitte. Das anfangs lyrische Adagio agitato in As-Dur enthält interessante harmonische Wendungen und berührt entfernteste harmonische Regionen. Auf das Menuett mit kontrastierendem Trio folgt ein Finale mit eingängiger Melodik, unerwarteten und frechen Akzenten und Taktverschiebungen, plötzlichen zornig-dramatische Ausbrüche und schwierigen Hornpartien.
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Nino Rota (1911-1979)
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Nino Rota - Konzert für Streichorchester
daraus: Preludio- Allegro moderato
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Der Italiener Nino Rota (1911-1979) ist vor allem als Filmmusik-Komponist bekannt (er schrieb u.a. Musik für Viscontis „Der Leopard“, Fellinis „La Strada“ und Coppolas „Der Pate“), komponierte daneben aber auch einige nicht an Filme gebundene Werke für den Konzertsaal wie das „Konzert für Streicher“ von 1964/65. Er konnte sich dabei von den durch Filmschnitt und Szenen vorgebenen Zwängen befreien und seine Fähigkeit nutzen, mit Musik große Gefühle zu erzählen.
Im 1. Satz „Preludio“ lässt Rota eine ausdrucksvolle wehmütige Melodie durch alle Instrumentengruppen wandern; dabei ist sein Stil zunächst spätromantisch und voll aufgeladener Harmonien wie bei Gustav Mahler.
Im Mittelteil klingt es dann aufgeregter und dissonanter, als würde ein romantischer Europäer in einer Großstadt wie New York landen und sich dort hoffnungslos einsam und voll unstillbarer Sehnsucht nach seiner Heimat sehnen… Diese Vorstellung war jedenfalls unser ganz persönlicher Zugang und Interpretations- Ansatz bei der Arbeit an diesem Stück.
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Saint-Saens, Camille (1835-1921)
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Saint-Saens, Camille Oratorio de Noel op. 12
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Saint-Saens, Camille (1835-1921) Der Karneval der Tiere
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Dmitri Schostakowitsch (1906-1975)
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Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) - Streichquartett Nr. 8
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Dmitri Schostakowitsch widmete sein Streichquartett Nr. 8, das im Sommer 1960 während eines Besuchs in Dresden (inspiriert durch eine Filmszene über die Zerstörung dieser Stadt im Zweiten Weltkrieg) entstand, „der Erinnerung an die Opfer von Krieg und Faschismus“. Wie J.S.Bach die Tonfolge B-A-C-H, so verwendet auch D. Schostakowitsch hier als Hauptmotiv die Töne D-Es-C-H, die Initialen seines Namens. Im heutigen Konzert werden in einer Fassung für Streichorchester der dritte Satz des Quartetts, ein collageartig und unerwartet immer wieder von marschartigen Einwürfen im 4/4-Takt unterbrochener und von beißendem Spott und Zynismus durchzogener Walzer, und der fünfte Satz, der die Objektivität einer Fuge J.S.Bachs mit der Subjektivität einer existenziellen Klage verbindet, aufgeführt.
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Dmitri Schostakowitsch - Jazz-Suite, Walzer Nr. 2
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Der Walzer Nr. 2 ist Bestandteil der Jazz-Suite, die Dmitri Schostakowitsch 1938 auf Wunsch des neugegründeten Staatlichen Jazzorchesters der UdSSR und seines Dirigenten komponierte.
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Franz Schubert (1797-1828)
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Franz Schubert (1797-1828) - Messe C-Dur für Soli, Chor und Orchester
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Zum Abschluss erklingt heute die Messe C-Dur für Soli, Chor und Orchester von Franz Schubert (1797-1828), die er im Sommer 1816 im Alter von 19 Jahren komponierte. Es ist bereits seine vierte Messvertonung; und er widmete sie ausdrücklich seinem ersten Lehrer Michael Holzer, der in Schuberts Geburtsort Lichtenthal bei Wien Kirchenmusiker war und dem er als Kind seine umfassende musikalische Ausbildung verdankte. Ursprünglich hatte er nur Streicherbegleitung vorgesehen, ergänzte aber für spätere Aufführungen noch Oboen-, Trompeten- und Paukenstimmen, die dem Stück mehr klanglichen Glanz verleihen. In dieser Fassung wurde sie 1825 in der Wiener Kirche „Maria Trost“ aufgeführt und anschließend von Schuberts Verleger Diabelli als op.48 im Druck herausgegeben. Auch diese Messe besteht aus der traditionellen Abfolge Kyrie („Herr, erbarme dich“- Gebet/Bitte), Gloria (Lobpreisung), Credo (Glaubensbekenntnis), Sanctus, Benedictus (beides Lobpreisungen mit folgendem Anruf „Osanna in excelsis“) und Agnus Dei („Lamm Gottes“ mit folgendem „Dona nobis pacem“- der Bitte um Frieden). Ungewöhnlicherweise vertonte Schubert hier das Benedictus in zwei Versionen: einmal als anspruchsvolle, engelhaft „schwebende“ Sopran-Arie wahrscheinlich für die Sängerin Therese Grob, in die er damals unglücklich verliebt war; das andere Mal als klangvolleres Chorstück für Aufführungen, bei denen ein so guter Solo-Sopran nicht zur Verfügung steht. (M.Wildenhof)
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Franz Schubert (1797-1828) Messe G-Dur
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Franz Schubert (1797-1828) komponierte seine Messe G-Dur 1815 in wenigen Tagen mit nur 18 Jahren und führte sie in Wien erstmalig auf.
Die Messe zeichnet sich durch eine lyrische und eher kammermusikalische Grundhaltung aus. Es beginnt mit einem liedhaften Kyrie. Das Gloria erhält durch die rauschenden Sechzehntel-Figuren des Orchesters einen geradezu stürmisch vorwärts drängenden Charakter. Die Melodik im Credo vermittelt unendliche Weite und geheimnisvolle Tiefe, kontastiert von den unerbittlich
voranschreitenden Bässen. Das kantable Benediktus wurde für Solostimmen geschrieben. Unnachahmlich schön spielen sich hier Violinen und Celli die Motive zu. Im Agnus Dei lässt Schubert seine G-dur-Messe mit wehmütig klagenden Melodien zart ausklingen.
Text: D.Backhaus und M.Wildenhof
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Franz Schubert (1797-1828) Der Tod und das Mädchen
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Bevor Franz Schubert in den Jahren 1824-1826 sein Streichquartett d-Moll fertigstellte, komponierte er acht Jahre vorher das Lied "Der Tod und das Mädchen". ln seinem Quartett bezieht er sich auf dieses Lied (Text von Matthias Claudius: Vorüber, ach, vorüber! Geh, wilder Knochenmann! ...)
Das Stück beginnt mit einem wuchtigen rhythmischem Motiv im Fortissimo, das an das Schicksalsmotiv von Beethovens 5. Sinfonie erinnert.
Hier ist jedoch eher das unerbittliche Motiv des Todes gemeint. Es wird dann in zartem, flehentlichem Pianissmo wiederholt und mündet in einer Art leisem Choral, der bang mit einer Fermate endet.
Nun geht es auf in eine Art wilden Kampf, der sich mit dem Triolen-Motiv nach oben schraubt.
lm einander Zuspielen der Motive zwischen 1. Violine und Cello entsteht ein spannungsvoller Dialog, je nach Deutung kann man ihn sich zwischen zwei Dialogpartnern oder zwischen »T o d u n d M ä d c h e n « vorstellen.
Erbarmungslos führt das Cello das Motiv immer weiter in die Tiefe, in den Abgrund.
Dann - nach einer Generalpause - wechseIt die Szenerie: in lichterem Dur klingt das Seitenthema mit seinen wienerischen Anklängen hier wie ein traumhafter Rückblick auf heitere Momente. Der 1. Teil endet gehetzt mit jagenden punktierten Rhythmen.
Der 2.Teil greift alle Elemente wieder auf und kulminiert in einer vorwärts peitschenden Schluss-Stretta, die mit ihrer sich nach oben windenden Chromatik wie ein angstgetriebenes Jagen erscheint, ehe dann ganz am Ende zum Ietzten Mal wieder 1. Violine ("Mädchen"?) und Cello ("Tod"?) sich im Dialog Motive zuspielen, bis das Stück in düsterem Pianissimo quasi verhaucht.
Dinah Backhaus
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Jean Sibelius - Romanze in C für Streichorchester op. 42
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Die Romanze in C für Streichorchester op. 42 des finnischen Komponisten Jean Sibelius ist geprägt durch abrupten Wechsel zwischen unterschiedlichen Stimmungen und Ausdrucks-bereichen (z.B. Empörung, Klage, Resignation, Erinnerung); mehrfach bricht die Musik mit einer Generalpause plötzlich ab und beginnt dann wieder ganz neu. Diese emotionale Verunsicherung ist typisch für die Spätromantik zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1903).
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Jean Sibelius (1865-1957) - Valse triste
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Jean Sibelius (1865-1957) schrieb im Jahre 1903 eine Bühnenmusik zu dem finnischen Drama "Kuolema" (Der Tod) seines Schwagers Arvid Järnevelt, das die Unausweichlichkeit des Todes thematisiert. Der "Valse triste" begleitet darin die Sterbeszene der Mutter des Hauptdarstellers, ein quasi halluzinatorisches Bild: Herannahende Tanzmusik kündigt der Mutter eine tanzende Gesellschaft an, in der schließlich der Tod erscheint und die Sterbende tanzend zur Tür hinausführt. Trotz dieses szenischen Bezugs gelang Sibelius die Gestaltung einer musikalisch geschlossenen Form. Vier Themen unterschiedlichen Charakters werden im Lauf des Stücks nacheinander vorgestellt. Die Musik bleibt quasi in einem Schwebezustand zwischen der traurig-düsteren Todesatmosphäre und dem beschwingten Gestus des Walzers. Diese melancholisch-expressive Grundhaltung ist typisch für Sibelius' Musik; sein "Valse triste" wurde auch unabhängig vom Drama eines seiner bekanntesten Werke.
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Joaquin Turina (1882-1949) - "La oracion del torero"
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Joaquin Turina (1882-1949) gilt neben Manuel de Falla als der bedeutendste spanische Komponist in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts. In Sevilla geboren, studierte er in Madrid und Paris; in seinen Werken verarbeitete er sowohl Anregungen des französischen Impressionismus als auch der volkstümlichen Melodik Andalusiens. Die Komposition
"La oracion del torero" ("Das Gebet des Stierkämpfers") hat Turina 1925 ursprünglich für Lautenquartett geschrieben und später für Streichquartett bzw. Streichorchester umgearbeitet. Wir befinden uns in einer Stierkampfarena, wo ein Torero nervös auf seinen Auftritt wartet, während er erwartungsvoll seinem Schicksal entgegensieht und um Erfolg betet. Das Stück hat keine Pausen, besteht aber aus mehreren Abschnitten in verschiedenen Tempi, denen ein ständig wiederkehrender Pasodoble-Rhythmus gemeinsam ist. Der Schluss ist zart, fast verklärt, eine Vision des Glücks. Wurde das Gebet des Stierkämpfers erhört?
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Heitor Villa-Lobos (1887- 1959)
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Heitor Villa-Lobos (1887- 1959): „Bachianas Brasileiras“ Nr. 5 mit Solo-Sopran
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Mit Heitor Villa-Lobos als einem brasilianischen Komponisten des 20. Jahrhunderts stellt sich die Frage, wie hätte ETA. Hoffmann wohl in unserer Zeit komponiert? In diesem Werk hören wir eine Verbeugung vor der polyphonen Musik von J. S. Bach und gleichzeitig sehr expressiven sehnsüchtigen und eher romantischen Gesang, wie ihn auch ETA. Hoffmann oft einsetzte.
Text von Ruth V. Correa; Übersetzung: „Grausame Sehnsucht, die gleichzeitig lacht und weint beim Anblick einer rosenfarbenen und durchscheinenden Wolke, die langsam über die träumenden Himmel zieht.”
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Antonio Vivaldi (1678-1741) - Konzert für Violine, Orgel und Streichorchester d-Moll
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Antonio Vivaldi (1678-1741) war als Komponist sehr experimentierfreudig: Unter den ca. 500 (!) von ihm komponierten Solokonzerten gibt es rund 70 Konzerte mit zwei oder mehreren Solisten, häufig in ungewöhnlichen Instrumentenkombinationen. In Werkaufbau, Satzfolge (schnell-langsam-schnell) und Satzanlage (in den Ecksätzen Wechsel zwischen Tutti-Ritornellen und freieren solistischen Abschnitten) entsprechen sie meistens dem dem von Vivaldi selbst entwickelten Modell des Solokonzerts; die beiden Soloinstrumente werden gleichrangig behandelt und kommunizieren in Dialogform.
Auch im Konzert für Violine, Orgel und Streichorchester d-Moll ist die Orgel nicht Begleitinstrument, sondern der Violine gleichberechtigt; die Ausführung des Orgelparts durch das (heute vor allem im argentin. Tango verwendete) Bandoneon erscheint deshalb als geeignete, klanglich reizvolle Alternative.
Und nicht nur in den berühmten Violinkonzerten "Die vier Jahreszeiten", auch in diesem Konzert gibt es Herbstliches: wilde Herbststürme und dicke Regentropfen erklingen....
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W
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Wagner, Richard (1813-1883)
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Richard Wagner (1813-1883): aus den
“Wesendonck-Liedern”, Bearbeitung für Orchester nach Felix Mottl)
- Schmerzen
- Träume
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Nachdem Richard Wagner (1813-1883) als Revolutionär am Dresdener Aufstand 1849 teilgenom-men hatte, musste er aus Sachsen fliehen und ging ins Exil nach Zürich. Dort lernte er das Kaufmannsehepaar Otto und Mathilde Wesendonck kennen, die ihn großzügig unterstützten und ihm ihr Gartenhäuschen zur Verfügung stellten. Es entwickelte sich eine intensive Seelenfreundschaft und verbotene Liebesbeziehung zwischen dem noch verheirateten Wagner und seiner “Muse“ Mathilde.
Von Mathildes Hand stammen die fünf Gedichte, die Wagner für Sopran und Klavier als „Wesendonck-Lieder“ vertonte. Diese besonders innigen, lyrisch erblühenden Lieder vermitteln vielen Hörern einen ganz neuen, überraschenden Eindruck von Wagners Musik: hier wird nicht laut „gedonnert“, sondern wir hören eine zarte und wunderbar tastende Suche nach Transzendenz.
Die Lieder inspirierten Wagner dann u.a. zur Komposition der Oper „Tristan und Isolde“, wo es ja auch um eine Dreiecksbeziehung geht. Der Bayreuth-Dirigent Felix Mottl instrumentierte diese Klavier-Lieder später für Orchester; heute sind von ihnen „Schmerzen“ und „Träume“ zu hören.
Schmerzen
Sonne, weinest jeden Abend
Dir die schönen Augen rot,
Wenn im Meeresspiegel badend
Dich erreicht der frühe Tod;
Doch erstehst in alter Pracht,
Glorie der düstren Welt,
Du am Morgen neu erwacht,
Wie ein stolzer Siegesheld!
Muss die Sonne untergehn?
Muss die Sonne selbst verzagen,
Ach, wie sollte ich da klagen,
Wie, mein Herz, so schwer dich sehn,
Uns gebieret Tod nur Leben,
Geben Schmerzen Wonnen nur:
O wie dank ich, dass gegeben
Solche Schmerzen mir Natur!
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Träume
Sag, welch wunderbare Träume
Halten meinen Sinn umfangen,
Daß sie nicht wie leere Schäume
Sind in ödes Nichts vergangen
Träume, die in jeder Stunde,
Jedem Tage schöner blühn,
Und mit ihrer Himmelskunde
Selig durchs Gemüte ziehn!
Träume, die wie hehre Strahlen
In die Seele sich versenken,
Dort ein ewig Bild zu malen:
Allvergessen, Eingedenken!
Träume, wie wenn Frühlingssonne
Aus dem Schnee die Blüten küßt,
Daß zu nie geahnter Wonne
Sie der neue Tag begrüßt,
Dass sie wachsen, dass sie blühen,
Träumend spenden ihren Duft,
Sanft an deiner Brust verglühen,
Und dann sinken in die Gruft.
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John Williams (*1932)
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John Williams, Musik aus dem Film "Schindlers Liste" von Steven Spielberg
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Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" von 1993 zur Holocaust-Thematik mit dem unendlichen Leid der verfolgten Juden ist wahrscheinlich fast allen bekannt.
Im Film geht es um den deutschen Industriellen O.Schindler, der sich in einer unmenschlichen Umgebung zu aktiver Menschlichkeit durchringen konnte, indem er "seine 1200 Juden" in seiner Fabrik beschützte und vor der Auslieferung ins KZ rettete. So hat der Film dem Grauen, aber auch der Hoffnung ein Gesicht gegeben. Die Musik von John Williams in seiner Tiefe und berührenden Melancholie klingt daher wie ein Lächeln unter Tränen. ..
Dass die Filmmusik zu "Schindlers Liste" von J.Williams heute hier im Kammergericht erklingt, erinnert uns an die Geschichtsträchtigkeit dieses Plenarsaales: Hier standen 1944 Menschen vor Gericht, die dem sinnlosen Morden der Nazizeit aufrecht die Stirn geboten hatten. Diese Angeklagten mussten für ihr Handeln härteste Unrechts- und Todesurteile des sogenannten "Volksgerichtshofes" unter Roland Freisler hinnehmen.
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